Die Digitalisierung hält in all unseren Lebensbereichen Einzug und die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein hoher Digitalisierungsgrad gerade in solchen Situationen ist. Viele Interaktionen, die davor analog stattfanden, wurden in den digitalen Raum verlegt. Davon war auch die Public Affairs nicht gefeit, eine Disziplin, in der persönliche Kontakte und der persönliche Austausch seit jeher wichtige Assets sind. Aber bedeutet die Digitalisierung von Public Affairs zwangsläufig auch das Ende der persönlichen Interaktion und wird die Kommunikation mit Stakeholdern in Zukunft nur mehr digital ablaufen? Klar ist, die Digitalisierung der Public-Affairs-Arbeit bietet viel Potential, um noch zielgerichteter Inhalte zu vermitteln. Bettina Resl, Country Head Public Affairs, Patient Advocacy & Communication bei Sanofi-Aventis Österreich, hat zusammengefasst, welche Möglichkeiten sich bieten und wie sich das Arbeitsfeld sowie die Anforderungen an Public-Affairs-Manager*innen dadurch verändern werden.
1. Wer KI nutzt, hat einen Informationsvorsprung
Fundierte Informationen sind die Basis jeder professionellen Public-Affairs-Arbeit. Algorithmen, künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning eröffnen grenzenlose Möglichkeiten bei der Informationsbeschaffung: Spezielle Monitoring-Softwares können Gesetzestexte, andere politische Initiativen oder Medienberichte in großem Umfang und auf zahlreichen Kanälen innerhalb kürzester Zeit auf relevante Fragen und Schlagwörter screenen. In weiterer Folge können Daten gefiltert, analysiert und zu relevanten Informationen für Stakeholder und Entscheidungsträger*innen aufbereitet werden. Diese Möglichkeit stellt in Zeiten von Big Data und Informationsflut einen unschlagbaren Mehrwert im Vergleich zu den begrenzten menschlichen Kapazitäten dar.
Die digitale Unterstützung bei der Informationssuche und ‑aufbereitung hat noch einen weiteren Vorteil: Durch die Auslagerung dieses sehr arbeitsintensiven Bereichs wird die Public-Affairs-Arbeit insgesamt effizienter. Es bleibt mehr Zeit für die Kerntätigkeit – für den Aufbau persönlicher Beziehungen und die Interaktion mit Stakeholdern.
2.Der richtige Kommunikationsmix ist entscheidend
Laut einer Umfrage von Marketagent orten heimische Marketingentscheider*innen und Kommunikationsexpert*innen das größte Potenzial von KI in der automatisierten Daten- und Medienanalyse. In der Kommunikation wird die Digitalisierung zwar eine große Rolle spielen, rund 96 Prozent der Befragten halten jedoch auch in Zukunft einen ausgewogenen Mix aus analoger und digitaler Kommunikation für erfolgversprechend. Diese Einschätzung gilt auch für den Public-Affairs-Bereich.
3. Face-to-Face-Interaktion bleibt
Zwar spielen digitale Kanäle in der Kommunikation mit Stakeholdern eine bedeutende Rolle, eine komplette Verschiebung des Face-to-Face-Kontakts in den digitalen Raum wird aber nicht stattfinden. Der persönliche Dialog schafft Vertraulichkeit und einen Mehrwert, den ein digitales Treffen niemals erreichen kann. Er ist und bleibt daher ein wesentlicher Aspekt von Public Affairs.
4. Kulturwandel durch Digitalisierung akzeptieren
PA-Verantwortliche müssen digitale Kommunikations- und Arbeitsweisen voll in ihre Tätigkeit integrieren. Dazu brauchen sie keine IT-Expertise, aber jedenfalls ein grundlegendes Verständnis von Digitalisierung und dem ihr zugrunde liegenden Kulturwandel:
Die Digitalisierung trägt den gestiegenen Anforderungen der Bevölkerung an Transparenz Rechnung.
Stakeholder entwickeln sich zunehmend von Informationskonsument*innen zu aktiven Mitgestalter*innen. Sie sind vernetzt und wollen eingebunden werden.
Der Aufbau und die Pflege von Communitys wird wichtiger, um Multiplikatoreffekte zu nutzen und die eigenen Anliegen voranzutreiben.
Auch die Prozesse der politischen Willensbildung haben sich – nicht zuletzt aufgrund der Pandemie – verändert.
Die Kunst ist, im Kampf um die Aufmerksamkeit bei einem Überangebot an Informationen – Stichwort Aufmerksamkeitsökonomie – die Öffentlichkeit einzubeziehen und zu mobilisieren.
5. Risiken und Herausforderung nicht aus den Augen verlieren
Nicht zu unterschätzen sind die Risiken und Herausforderungen, die die Digitalisierung im Public-Affairs-Bereich mit sich bringt: Wie wahrt man die Vertraulichkeit und den Datenschutz? Wie stellt man die Seriosität beziehungsweise Zuverlässigkeit von Onlinequellen sicher? Und wie schützt man sich vor Fake News? PA-Verantwortliche brauchen entsprechendes Know-how, um mit diesen Gefahren adäquat umgehen zu können.
Digital Public Affairs: gekommen, um zu bleiben
Für den Public-Affairs-Bereich bedeutet die Digitalisierung nicht nur eine grundlegende Veränderung der Arbeitsweise. Die neuen digitalen Instrumente, die zur Verfügung stehen, sind eine ideale Ergänzung zu den traditionellen Werkzeugen und werden dazu beitragen, die Public-Affairs-Tätigkeit effizienter zu machen. Gerade in der neuen und noch effizienteren Datenanalyse liegt viel Potential für die Arbeit der Public-Affairs-Verantwortlichen in Zukunft. Die richtige und professionelle Nutzung wird entscheidend sein. Aber auch in einer digitalen Welt von morgen bleibt der persönliche Austausch mit Stakeholdern und Entscheidungsträger*innen zentral – umso mehr dann, wenn die Interaktion im digitalen Raum noch weiter zunimmt.
https://oepav.at/wp-content/uploads/2021/06/04_RESL-Bettina_Copyright-FREUND-Guenter-e1623232172242.jpg8731915digitalcheckhttps://oepav.at/wp-content/uploads/2020/12/oepav-logo-colorElement-1@2x.pngdigitalcheck2021-06-09 09:37:462021-06-09 11:49:43Wie der persönliche Austausch durch digitale Tools profitieren kann